Kritische Betrachtung Goethes als Mensch, Dichter und Zeitgenosse, insbesondere in seinem Verhältnis zu Religion, Gesellschaft und Revolution.

Karl Grün: Ueber Göthe vom menschlichen Standpunkte

Erste Auflage. Verlag: Leske, Darmstadt, 1846. 323 Seiten, marmorierter Pappband der Zeit, 17 x 11 cm

Karl Grün, ein politischer Publizist und Literat des Vormärz, betrachtet Johann Wolfgang von Goethe aus einem „menschlichen Standpunkte“. Das Buch untersucht nicht nur den Dichter als Künstler, sondern auch seine Haltung zu Religion, Gesellschaft und Politik. Besonders behandelt werden Goethes Verhältnis zur Nationalbewegung, zur Religion, zur Französischen Revolution und zu den sozialen Verhältnissen des 18. Jahrhunderts. Zudem widmet sich Grün Goethes Aufenthalten in Weimar und Italien, sowie einer kritischen Analyse seiner Hauptwerke, darunter Faust und Wilhelm Meisters Lehr- und Wanderjahre.

Das Werk ist ein typisches Beispiel der Vormärz-Literatur, in der Goethe aus einer politisch-gesellschaftlichen Perspektive betrachtet wird. Grün setzt den großen Klassiker in Beziehung zu den revolutionären Umbrüchen seiner Zeit und liefert damit ein kritisches, teilweise kontroverses Bild, das Goethe auch als Menschen, nicht nur als „Dichterfürsten“ darstellt.

Der sozialistische Publizist und Kulturhistoriker Karl Grün (1817-1887) ist heute als Vertreter des "wahren Sozialismus" weitgehend vergessen. Friedrich Engels überzog die hier vorliegende Schrift mit beißendem Spott: "Herr Grün erholt sich von den Strapazen seiner "Sozialen Bewegung in Frankreich und Belgien", indem er einen Blick auf den sozialen Stillstand seines Vaterlandes wirft. Er sieht sich zur Abwechselung einmal den alten Goethe "vom menschlichen Standpunkte" an. Er hat seine Siebenmeilenstiefel mit Pantoffeln vertauscht, sich in den Schlafrock geworfen und dehnt sich selbstzufrieden in seinem Armsessel" (MEW IV, 222)

Einband berieben, durchgängig teils stärker braunfleckig, Exemplar mit Altersspuren