Seltenes Zeugnis reformierter Frömmigkeitskultur im südwestdeutschen Raum
Fürstlich Nassau-Weilburgisches Gesangbuch
Verlag: Straßburg, Treudel, 1796. 973 Seiten mit drei Registern und 66 Seiten unvollständigem Gebetsanhang, ohne Titelblatt, Register unvollständig, lädierter Lederband der Zeit mit 1 von 2 Metallschließe, 17 x 10
Das Fürstentum Nassau-Weilburg gehörte im 18. Jahrhundert zum reformierten (calvinistisch geprägten) Protestantismus. Die Einführung eines neuen Gesangbuchs 1741/42 war Teil einer größeren liturgischen Erneuerungsbewegung, die ältere, teils ungeordnete Liedersammlungen durch ein einheitliches, systematisch aufgebautes Gesangbuch ersetzen wollte.
Johann Heinrich Heÿer, als Hofprediger und Superintendent eine Schlüsselfigur im Kirchenwesen, erhielt den Auftrag, ein neues Kirchen- und Haus-Gesangbuch zu schaffen, das sowohl im Gottesdienst als auch in der privaten Andacht verwendet werden konnte.
1796 überarbeitete Johann Jacob Engelbach das Gesangbuch erneut. Er modernisierte die Sprache teilweise, ergänzte neue Lieder und ordnete den Gebetsanhang neu.
Dieses Gesangbuch ist ein seltenes Zeugnis reformierter Frömmigkeitskultur im südwestdeutschen Raum. Es zeigt die starke Verzahnung von Gottesdienst- und Hausandachtspraxis, wie sie im 18. und frühen 19. Jahrhundert üblich war. Besonders bemerkenswert ist der umfangreiche Gebetsanhang, der über den liturgischen Rahmen hinaus alle Lebenslagen abdeckt – von politischen Ereignissen (Krieg, Frieden) bis zu privaten Anliegen (Gebet für kranke Kinder, Erntegebet).
Solche Bände wurden über Generationen genutzt, oft als Familienbesitz weitergegeben und intensiv gebraucht
Fester Buchblock, keine losen Seiten, durchgängig etwas gebräunt, Exemplar mit Gebrauchsspuren im altersgemäßem Zustand

